Plastik spielt in Großküchen eine große Rolle – von Verpackungen über Einweggeschirr bis hin zu Aufbewahrungsbehältern. Doch der übermäßige Einsatz von Kunststoffen führt zu Umweltverschmutzung, Mikroplastik in Lebensmitteln und einer hohen Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen. Einige Länder haben darauf mit strikten Verboten reagiert, während andere auf schrittweise Reduzierung und freiwillige Lösungen setzen. Ein besonders prominentes Beispiel ist Frankreich mit dem EGAlim-Gesetz, das Plastik in öffentlichen Großküchen schrittweise verbannt. Deutschland hingegen setzt eher auf Anreize und Vorgaben zur Reduzierung, anstatt auf ein vollständiges Verbot.
Welche Strategie ist wirksamer?
Das Ziel: Plastikreduktion für Umwelt und Gesundheit
Die Reduzierung von Plastik in Großküchen verfolgt mehrere Ziele:
- Umweltschutz: Weniger Plastikmüll und Mikroplastik-Belastung in Böden und Gewässern.
- Gesundheitsschutz: Vermeidung von gesundheitsschädlichen Weichmachern und Mikroplastik in Lebensmitteln.
- Förderung nachhaltiger Alternativen: Stärkere Nutzung von Mehrwegverpackungen, Glas, Edelstahl oder biologisch abbaubaren Materialien.
- Langfristige Kostenersparnis: Auch wenn nachhaltige Alternativen anfangs teurer sein können, führen sie langfristig zu weniger Abfall und geringeren Entsorgungskosten.
Frankreich hat diese Ziele durch ein konsequentes Verbot angegangen, während Deutschland eher auf Anreize zur schrittweisen Reduzierung setzt.
Gesetzgebung:
Frankreichs EGAlim-Gesetz vs. Deutschlands freiwillige Maßnahmen
Frankreich:
Das EGAlim-Gesetz und das strikte Plastikverbot
Frankreich hat mit dem EGAlim-Gesetz (2018) einen der strengsten Wege eingeschlagen:
- Seit 2020: Verbot von Plastikgeschirr in Schulkantinen.
- Seit 2025: Komplettes Verbot von Einwegplastik in öffentlichen Großküchen (Krankenhäuser, Schulen, Verwaltungsgebäude).
- Langfristiges Ziel: Eine 100 % plastikfreie öffentliche Verpflegung.
Das Gesetz zwingt Großküchen dazu, Alternativen wie Edelstahl, Glas oder biologisch abbaubare Materialien zu nutzen.
Deutschland:
Keine direkten Verbote, sondern Mehrwegangebotspflicht & Verpackungsgesetz
In Deutschland gibt es kein vergleichbares Gesetz. Stattdessen setzt die Regierung auf schrittweise Maßnahmen:
- Einwegplastikverbot (seit 2021, EU-weit): Verbot von Plastikbesteck, -tellern, Trinkhalmen und Styroporverpackungen.
- Mehrwegangebotspflicht (seit 2023): Gastronomiebetriebe müssen für To-Go-Produkte eine Mehrwegalternative anbieten.
- Verpackungsgesetz (VerpackG): Unternehmen sollen Verpackungsmüll reduzieren, sind aber nicht verpflichtet, Plastik vollständig zu verbannen.
Deutschland setzt also eher auf freiwillige Reduzierung und Anreize, anstatt ein vollständiges Verbot zu erlassen.
Alternative Ansätze: Was sind die Optionen?
Neben einem vollständigen Plastikverbot oder freiwilliger Reduzierung gibt es weitere Ansätze:
- Mehrwegpflicht für alle Großküchen:
- Großküchen könnten gesetzlich verpflichtet werden, ausschließlich Mehrweggeschirr und -verpackungen zu nutzen.
- Vorteil: Hohe Wiederverwendbarkeit, langfristige Kosteneinsparung.
- Steuern auf Plastikverpackungen:
- Frankreich erhebt bereits eine Sondersteuer auf nicht recycelbare Plastikverpackungen.
- Deutschland könnte mit ähnlichen Maßnahmen den Umstieg auf nachhaltige Materialien beschleunigen.
- Förderprogramme für nachhaltige Alternativen:
- Unternehmen könnten finanzielle Anreize erhalten, um von Plastik auf Glas, Edelstahl oder kompostierbare Materialien umzusteigen.
Diese Maßnahmen könnten in Deutschland helfen, effektiver Plastik zu reduzieren, ohne sofort ein vollständiges Verbot zu erlassen. So hat beispielsweise der süddeutsche Systemanbieter Rieber kürzlich 500.000 GN-Behälter aus Edelstahl nach Frankreich geliefert, um die Mehrweg-Logistik darzustellen. Dafür nutzt der Hersteller gelaserte QR-Codes, um eine lückenlose Rückverfolgbarkeit jedes einzelnen Behälters zu gewährleisten.
Die Angst vor teurem Behälterschwund und aufwändige Dokumentation sind also kein wirksames Argument mehr, um sich einem Verbot von Plastik in Großküchen entgegenzustellen.
Selbst Sous-vide-Anwendungen mit Kunststoffbeuteln sind in Frankreich aus den Großküchen verbannt. Auch hier setzt man, wie bereits seit Sommer 2023 in einer Zentralküche im französischen Vitry-sur-Seine unter Beweis gestellt, auf Edelstahl GN-Behälter mit Vakuumdeckeln. Automatisch befüllt, verschlossen und gescannt ist die die Automatisierung zur Vermeidung von Fehlern und Verlusten eingesetzt.
Vergleich der Wirksamkeit
Frankreichs Plastikverbot ist deutlich wirksamer, weil es keine Wahl lässt. Deutschland setzt auf Freiwilligkeit, wodurch viele Betriebe weiterhin Plastik verwenden.
Kriterium | Frankreich (EGAlim-Gesetz) | Deutschland (Mehrwegangebotspflicht & VerpackG) |
---|---|---|
Plastikreduktion | Hoch – Verbot zwingt zur Umstellung | Mittel – Betriebe können Plastik weiterhin nutzen |
Umsetzbarkeit | Herausfordernd, aber effektiv | Leicht umsetzbar, aber weniger wirksam |
Innovationsförderung | Hoch – Zwang fördert nachhaltige Alternativen | Mittel – Keine Pflicht, daher weniger Innovation |
Kosten für Betriebe | Kurzfristig hoch, langfristig Einsparungen | Anfangs gering, langfristig keine großen Einsparungen |
Auswirkungen auf Umwelt & Gesundheit | Sehr positiv – weniger Plastik & Mikroplastik | Positiv, aber weniger konsequent |
Nutzen für die Bevölkerung: Warum Plastikverbote sinnvoll sind
Egal ob in Frankreich oder Deutschland – Plastikvermeidung bringt Vorteile für alle:
- Weniger Mikroplastik in Lebensmitteln → Gesündere Ernährung
- Reduzierung der Umweltverschmutzung → Saubere Gewässer & Natur
- Langfristige Kosteneinsparung → Weniger Müll, geringere Entsorgungskosten
- Förderung nachhaltiger Innovationen → Mehr Mehrwegsysteme und umweltfreundliche Materialien
Frankreich zeigt, dass ein konsequentes Verbot funktioniert. Deutschland könnte nachziehen und seine Strategie überarbeiten, um schneller Fortschritte zu erzielen.
Soll Deutschland Frankreichs Weg folgen?
Während Frankreich mit harten Verboten schnelle Erfolge erzielt, setzt Deutschland auf freiwillige Reduzierung und Mehrwegangebote. Doch ohne klare Verbote bleibt Plastik in vielen Großküchen weiterhin im Einsatz.
Sollte Deutschland den französischen Weg gehen?
- Ja, wenn es eine schnelle und deutliche Reduzierung von Plastik erreichen will.
- Nein, wenn es auf eine langsamere, marktgetriebene Umstellung setzt.
Bevor man allerdings jahrelang auf die Politik wartet: Es gibt, wie am Mehrweg-Beispiel mit digitalisierter Rückverfolgbarkeit beschrieben, eine pragmatische und vor allem nachhaltige Variante, die sich auch finanziell für die Großküche rechnet.
Autor: Tim Oberstebrink (FCSI)